Zum Feierabend auf den Lilienstein

Seit Montag läuft das neue Semester und nach drei Tagen in der Uni, hatte ich mir am Mittwoch vorgenommen, nachmittags als Ausgleich mal wieder eine Wanderung zu machen. Das Wetter war außerdem wirklich traumhaft und so warm, dass ich gar keine andere Wahl hatte!

Morgens bin ich also schon mit gepacktem Rucksack in die Uni gefahren, war anschließend einige Stunden arbeiten und machte mich dann gegen 14 Uhr auf den Weg in die Sächsische Schweiz. Schon als ich in Königstein aus dem Zug stieg und mit der Fähre auf die andere Elbseite übersetzte, fühlte ich mich entspannt und beinahe wie im Urlaub. Die Sonne schien, der Wind war warm und ich startete nur in T-Shirt und Jeans Richtung Lilienstein – dem Wahrzeichen des Nationalparks Sächsische Schweiz.

Der Weg ging gleich zu Beginn einige Minuten steil hinauf und ich fragte mich schon, was ich mir da eingebrockt hatte, als ich endlich den steilen Anstieg und die letzten Häuser des Ortes Königstein hinter mir lies. Vor mir lagen scheinbar ewig weite Felder und der Weg schlängelte sich zwischen diesen hindurch bis zum Lilienstein.

Keine Menschenseele war unterwegs und ich genoss die Ruhe, die warme Luft und den wunderschönen Ausblick auf den Lilienstein. Ich liebe diese Momente. Einfach nur einen Schritt nach dem anderen gehen, sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen und einen Moment über nichts nachdenken. Verrückt, dass ich heute Vormittag noch in der Uni gesessen hatte und jetzt in Frühlingsstimmung über die Felder schlenderte.

Ich erreichte den Fuß des Lilientstein und die Route führte mich über Steine und Wurzeln langsam hinauf. Und es war ein wirklich schöner Weg mit all den Felsen und knorrigen Bäumen, zwischen denen immer mal die Sonne hindurch schien. Nach einigen Minuten erreichte ich eine Eisentreppe und entdeckte auf halber Höhe eine kleine schöne Fläche abseits des Weges (am Hinweisschild der Bergrettungsbox). Ein schmaler Pfad führt von der Treppe weg bis zu einer riesigen Felswand. Ich konnte nicht anders, als kurz von meiner Route abzuweichen und dem kleinen Pfad bis dorthin zu folgen. Es war eine kleine schöne Freifläche direkt unter der Felswand und ein paar kleine Steinmännchen wiesen darauf hin, dass schon andere diesen Ort abseits vom Weg für eine kurze Pause genutzt hatten. Von hier aus hatte man einen schönen Blick über den Wald, die Wiesen und die gegenüberliegenden Erhebungen.

Allerings wollte ich ja höher hinauf – bis hoch auf den Lilienstein. Also ging es nach einer kurzen Pause weiter die Stufen hoch, zwischen riesigen Felsen hindurch, bis ans Ende der Treppe. Dort musste ich feststellen, dass die erste Aussichstplattform des Liliensteins an diesem Tag aufgrund von Bauarbeiten an den Leitern und Geländern leider geschlossen war. Ein wenig Enttäuschung kam in mir auf, also lief ich schnell weiter bis zum nächsten Aussichtspunkt, wo ich dann trotzdem mit einem wahnsinnig tollen Blick belohnt wurde. Die Sonne fiel hier und da durch die Wolken und erhellte die umliegenden Dörfer und Felder nur vereinzelt. Das ergab ein so schönes Muster und ein so besonderes Licht, dass ich dort erst einmal meinen Rucksack absetzte und die Aussicht genoss. Nun war es auch Zeit für meinen obligatorischen Wander-Smoothie. 😀

Blick vom Lilienstein

Ich war ganz alleine dort oben auf dem Lilienstein und wanderte in aller Ruhe von Aussicht zu Aussicht. Ich erreichte den 16 Meter hohen Wettinobelisk, den der Gebirgsverein der Sächsischen Schweiz zum 800-jährigen Bestehens des sächsischen Herrscherhauses der Wettiner 1889 als Gedenksäule auf dem Lilienstein errichtete. Von hier aus hatte man wieder einen tollen Blick über das Elbtal und die Festung Königstein.

Nachdem ich eine Weile oben auf dem Lilienstein herumspaziert war, die unterschiedlichen Aussichten und Sehenswürdigkeiten alle gesehen hatte, machte ich mich langsam über den Nordabstieg wieder auf den Weg Richtung Königstein. Der Weg führte über viele Stufen und an ein paar Höhlen vorbei, hinab in den Wald. Hier musste ich an die deutsche Sage vom Lilienstein denken, laut der in einer der Höhlen einmal ein Schatz versteckt worden sei, der sich nur jemandem mit reiner Seele offenbaren würde.

Ohne nach einem Schatz zu suchen – wer weiß, ob meine Seele überhaupt rein genug gewesen wäre 😂 – wanderte ich weiter hinab ins Tal. Die Nachmittagssonne fiel zwischen den Bäumen hindurch und es roch so schön nach Wald und nach Sommer. Es war traumhaft!

Die ganze Rundwanderroute über den Lilienstein war durchgängig ausgeschildert und es war angenehm, nicht ein einziges Mal auf die Karte schauen zu müssen. Irgendwann tauchten im Wald die ersten Häuser und Gärten wieder vor mir auf und ich war zurück im Ort Königstein.

Als ich am Ufer der Elbe stand und auf die kleine Fähre wartete, kam mir in den Sinn, wie glücklich ich mich schätzen könnte, zum Feierabend einfach mal so eine schöne Wanderung machen zu können. Und wie gut es tut, raus zu kommen, durch die Natur zu wandern und sich die Sonne auf die Nase scheinen zu lassen. Ob eine Wanderung durch die Sandsteine, im Gebirge, um Seen herum, an Flüssen entlang oder einfach durch Wald und Wiesen – wir müssen gar nicht weit reisen, um in der Natur eine kleine Erholung vom Alltag zu finden.

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Meine ganze Wanderung findet ihr wie immer hier.

Wanderung Lilienstein

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